Fotos: M.Roggo & Shutterstock

Rückblick FIBER Seminar: "Die erstaunliche Vielfalt der Schweizer Fische"

In den letzten Jahren untersuchten zahlreiche Forschungsprojekte die Fischvielfalt in der Schweiz. Sowohl die grossen Seen als auch die Fliessgewässer wurden genau unter die Lupe genommen. Was sind die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit und was bedeuten sie für die Fischerei? Dies wurde am FIBER Seminar 2024 in Olten ausgiebig thematisiert und diskutiert.

 

Weit über 100 Anwesende fanden sich am 20. Januar im Hotel Arte in Olten ein. Andrin Krähenbühl erklärte in seiner Begrüssung, wieso es manchmal gar nicht so einfach sein kann zu definieren, was eine (Fisch-)Art genau ist und auf welchen wissenschaftlichen Kriterien die Bezeichnung beruht. Effektiver Artenschutz basiert in der Praxis oft auf dem wissenschaftlichen Artstatus. Dementsprechend wichtig ist es, möglichst alle bestehenden Arten zu entdecken und wissenschaftlich zu beschreiben. Zum Einstieg in das Seminar wollten wir deshalb in einer Stimmungsumfrage wissen, wie der Stellenwert der Artenvielfalt im «Fischeralltag» von den Seminarteilnehmern bewertet wird.

Die Umfrage unter den Seminarteilnehmern zeigte, dass die Fischartenvielfalt und damit vielfältige Fangchancen mehrheitlich einen hohen Stellenwert haben. Die Teilnehmer waren sich allerdings uneinig darüber, ob das Fischereimanagement gut an die grosse Artenvielfalt der Schweizer Gewässer angepasst ist. Eher pessimistisch waren die Abstimmenden bezüglich Zukunft für die Schweizer Fischbestände.

 

 

Nach der Einleitung folgten sechs Referate von verschiedenen Experten aus dem Gebiet der Schweizer Fischartenvielfalt. Im Folgenden werden die Referate kurz zusammengefasst.

Ole Seehausen (Eawag/Universität Bern) erklärte wieso die Erhebung und Dokumentation von Fischarten und die Erstellung von wissenschaftlichen Sammlungen entscheidend ist, um die Schweizer Fischvielfalt zu schützen, die Besiedelungsgeschichte in der Vergangenheit zu ergründen und die Vielfalt auch in Zukunft zu erhalten.

Danilo Foresti (Kanton Tessin) führte in seinem Referat aus, dass die standardisierten Seenbefischungen im Tessin zeigten, dass viele der besonderen einheimischen Arten, welche nur südlich der Alpen vorkommen, unter den aktuell herrschenden Nährstoffbedingungen und eingeführten Fischarten im See leiden.

Dominique Stalder (Eawag/Universität Bern) präsentierte das Seeforellen Forschungsprojekt der Eawag und zeigte die Vielfalt der Forellen zwischen und innerhalb verschiedener Seen sowie bezüglich Ernährung, Wachstum und Lebenszyklus.

David Bittner (Schweizerischer Fischereiverband) zeigte die vielfältigen Gefährdungen für die Schweizer Fischvielfalt auf und erklärte, was Fischer und Fischereivereine dagegen tun können.

Dario Josi (Wyss Academy) präsentierte anhand von Modellrechnungen, wie sich die Lebensräume von Fischen und ihre Ansprüche über die Zeit verändern und wie mit diesem Wissen Fischarten lokal gefördert werden können.

Pascal Vonlanthen (Aquabios) erklärte in seinem Vortrag die Entstehung der aktuell 24 dokumentierten Schweizer Felchenarten und zeigte die Herausforderungen, die die Berücksichtigung der Artenvielfalt für das Management mit sich bringt.

Zum Abschluss wurde eine Podiumsdiskussion durchgeführt, die von Bettina Walch (planbiodivers.ch) moderiert wurde. Viele Fragen der Teilnehmenden konnten beantwortet werden. In der Diskussion wurde einmal mehr klar, wie wichtig die konstruktive Zusammenarbeit von Fischerei, Verwaltung und Forschung für eine nachhaltige Fischerei und gesunde, vielfältige Fischbestände in Schweizer Gewässern ist. Die angesprochenen Themen bewegten sich vor allem darum wie ein weiterer Biodiversitätsverlust verhindert werden kann; sowohl im Dialog mit der Öffentlichkeit als auch im Fischereimanagement. So beschäftigte die Frage nach einer Lobby für die Fische und ob den Fischen die Zeit davonläuft. Zum Arterhalt wurde betont, dass es wichtig ist, dass wir auch bei einer pessimistischen Einstellung besser handeln und etwas verbessern, als nichts zu tun. Für das angepasste Management bezüglich Biodiversität zeigte sich, dass es unumgänglich ist lokale Lösungen zu suchen. Dabei müssen Forschung und Umsetzung parallel laufen. Die Wichtigkeit von Bildung, sowohl für Fischerei und Öffentlichkeit wurden ebenfalls mehrfach hervorgehoben. Nur so kann man Wertschätzung und Einsatz für Fische und Gewässer in der Öffentlichkeit erreichen. Viele FischerInnen wünschten sich zudem mehr Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich der Fischartenvielfalt. Die FIBER bleibt diesbezüglich auf jeden Fall auch in Zukunft am Ball.

 

Einige Bilder zu Tagung

Einen speziellen Dank geht an dieser Stelle an alle Anwesenden für ihr Interesse, alle ReferentInnen und TeilnehmerInnen der Podiumsdiskussion, an Bettina Walch für die Moderation der Podiumsdiskussion, an Sulpice Piller für die Simultanübersetzung, Laurence Frauenlob für schriftliche Übersetzungen, Aqua Viva und insbesondere Tobias Herbst für die Produktion der Seminarbroschüre, dem SFV für die Zusammenarbeit, dem ARTE Kongresshotel für die professionelle technische Begleitung sowie dem BAFU und der Eawag für die Unterstützung und Finanzierung.

 

Seminarunterlagen

Seminarreferate (als PDF zum Download)
1. Einführung, FIBER
2. Schweizer Seen als Hotspot der Fischvielfalt, Ole Seenhausen
3. Die Fischfauna der Alpensüdseite, Danilo Foresti
4. Seeforellen - Vielfalt innerhalb einer Art, Dominique Stalder
5. Biodiversitätsverlust bei Fischen und wie wir ihn stoppen können, David Bittner
6. Die Verbreitung von Fischarten vorhersehen, Dario Josi
7. Felchendiversität und Management, Pascal Vonlanthen

Seminarbroschüre (als PDF zum Download)
aqua viva 1/2024, Die erstaunliche Vielfalt der Schweizer Fische.
Druckexemplare unter www.aquaviva.ch/zeitschrift