In diesem Jahr ist der Zander (Sander lucioperca) zum „Fisch des Jahres 2025“ gekürt worden. Dieser Räuber ist dank seines zarten, grätenfreien Fleisches ein beliebter Speisefisch. Wegen seines vorsichtigen Verhaltens und seiner plötzlichen Bisse ist er ausserdem eine willkommene Herausforderung für Angler, die den Nervenkitzel beim Fang suchen.
Er gehört zur Familie der Barschartigen (Percideae) zur der auch der Egli (Perca fluviatilis) und der Roi du Doubs (Zingel asper) zählen. Im Gegensatz zu diesen beiden Arten ist er aber nicht einheimisch, sondern kommt ursprünglich aus den Einzugsgebieten des schwarzen Meeres, des kaspischen Meeres und der Ostsee. Er wurde vor über hundert Jahren in einigen Gewässern der Schweiz eingeführt (Eckmann & Rösch, 1998; BUWAL 2002). Seitdem besiedelt er immer wieder neue Seen und Flüsse, die er über Kanäle erreicht.
Obwohl der Zander keine einheimische Art ist, wird sein Fang in vielen Kantonen durch Mindestmasse oder Schonzeiten reguliert. Diese Schutzmassnahmen sollen helfen, die Bestände zu erhalten. Denn in letzter Zeit wurde ein Rückgang des Fangertrags sowohl bei der Angelfischerei als auch bei der Berufsfischerei beobachtet (Abbildung 1 und Abbildung 2). Grundsätzlich zeigen Zanderbestände von Jahr zu Jahr natürliche Schwankungen. Besonders als Jungfisch ist der Zander stark vom Nahrungsangebot abhängig. In Seen mit sinkendem Nährstoffreichtum wird generell ein Mangel an Nachkommen beobachtet (Buijse & Houthuijzen, 1992; Jůza et al., 2023). Dieser Faktor hat grossen Einfluss auf die Überlebensraten von einem Jahr auf das andere, was die starken Bestandsschwankungen erklären könnte.
Abbildung 1: Fangertrag der Angelfischerei für den Zander in der Schweiz. Quelle: www.fischereistatistik.ch
Abbildung 2: Fangertrag der Berufsfischerei für den Zander in der Schweiz. Quelle: www.fischereistatistik.ch
Interessanterweise ist der Zander laut einer Studie von Hühn und Arlinghaus (2011) die Fischart, die in Schweizer Gewässern am stärksten auf Fischereihandlungen reagiert. Mehr als ein Viertel (27,5 %) der Zander, die in dieser Metaanalyse berücksichtigt wurden, überleben den Fang nicht. Barschartige sind sehr anfällig für Barotrauma, d.h. für Verletzungen durch zu rasches Hochziehen aus der Tiefe. Und die Tiefe muss gar nicht so groß sein: ab 10 Metern Tiefe kann eine deutliche Zunahme der Mortalität bei diesen Fischarten beobachtet werden (Abbildung 3)!
Abbildung 3: Sterbewahrscheinlichkeit des Glasaugenbarsches – eine mit dem Zander verwandte Fischart – in Abhängigkeit von der Fangtiefe und der Handlingszeit. Quelle: Talmage & Staples (2011).
Schliesslich muss noch drauf hingewiesen werden, dass der Besatz von Zandern in einem Gewässer bewilligungspflichtig ist, da der Zander, auch wenn er vielen Bedrohungen ausgesetzt ist, nicht einheimisch ist (Art. 6, BGF). Im Anhang 2 der Verordnung zum Bundesgesetz über die Fischerei (Stand am 1. Januar 2021) wird allerdings eine Möglichkeit eingeräumt, Zander in einem begrenzten Gebiet einzuführen (geschlossene Gewässer und Gewässer, in denen Zander bereits vorkommen und nicht zu unerwünschten Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt führen).
Es gibt aus der Schweiz nur wenige Studien zum möglichen Einfluss des Zanders auf das Besatzgewässer. Mehrere Studien aus anderen Ländern belegen aber, dass er negative Auswirkungen haben kann – von der reduzierten Häufigkeit einheimischer Fischarten wie Flussbarsch, Hecht und kleineren Karpfenartigen, über Veränderungen der Habitatsnutzung durch diese Arten, bis hin zur Übertragung von Krankheiten (Kiener, 1968; Kell, 1985; Brabrand & Faafeng,1993; Crivelli, 1995; Manchester et al., 2000; Schulze et al., 2006). Es ist also entscheidend, sich diesen Risiken bewusst zu sein. Und das umso mehr, da der Zander wärmere Gewässer mit einer Wassertemperatur von 24-29°C bevorzugt (Keith et al. 2011) und durch den Klimawandel begünstigt werden könnte.
Die Umsetzung von Fördermassnahmen für diese eingeführte Fischart sollte also gut überlegt und mit der nötigen Vorsicht in Betracht gezogen werden. Wichtig ist vor allem, ihren reellen Einfluss auf das Ökosystem zu verstehen und, wo nötig, Wissenslücken zu schliessen.