Newsletter 02/2021

Newsletter 02/2021

Fische und ihre Lebensräume in Bedrängnis – Es braucht neuen Optimismus

Menschengemachte, wie auch natürliche und durch die Folgen des Klimawandels hervorgerufene Umweltveränderungen setzen unsere Gewässer und ihre Bewohner zunehmend unter Druck. Doch es gibt auch positive Impulse aus Wissenschaft und Praxis. In diesem Newsletter befassen wir uns hauptsächlich mit solch vielschichtigen Herausforderungen für die Fische und ihre Lebensräume und stellen Lösungsansätze vor, die neuen Optimismus verbreiten. In einem Leitartikel informieren wir über das Schweizer Seeforellenprojekt und zeigen anhand dieses Paradebeispiels, wie sich die Forschung für den Erhalt unserer bedrohten Wanderforellen einsetzt. Weiter erfahrt ihr, wie mit freiwilligem Engagement Laichstrukturen für Egli geschaffen wurden, welche Folgen die direkten und indirekten Einflüsse des Pestizideinsatzes auf Fische haben können, und vieles mehr. Pandemiebedingt führten wir im vergangenen April zum ersten Mal eine Veranstaltung online durch. Der «Äschenvortrag» zur Biologie, Fortpflanzung und Vielfalt der Äsche erfreute sich grosser Beliebtheit. Das Konzept des ortsunabhängigen Onlinevortrags hat sich so gut bewährt, dass wir es beibehalten. Nichtsdestotrotz freuen wir uns schon sehr darauf, bald wieder Veranstaltungen wie gewohnt mit Präsenz und Praxis am Wasser anbieten zu können. Viel Spass beim Lesen!

Workshop «Laichzeit!»

Wir freuen uns, den beliebten Workshop «Laichzeit!» diesen Herbst wieder anzubieten. Natürlich unter dem Vorbehalt, dass es die Pandemie-Situation weiterhin zulässt. Der Deutschsprachige Workshop findet am Samstag 20. November am Scherlibach im Kanton Bern und die Französischsprachige Version am Samstag 27. November an der Versoix im Kanton Genf statt. In der Italienischen Schweiz findet der Workshop dieses Jahr nicht statt. Detaillierte Informationen und die Anmeldemöglichkeiten werden wir noch rechtzeitig versenden und auf unserer Webseite, auf Facebook und Twitter publik machen.

Kurzes Update zum FIBER Programm «Laichzeit!»

Trotz vielerorts heftiger Winterhochwasser liegt wieder eine erfolgreiche Kartierungssaison hinter uns. Das Programm «Laichzeit!» und die FIBER Kartierungs-App erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. In der vergangenen Laichzeit, im Winter 2020/2021, wurden von 111 Kartierenden an rund 200 Gewässern über 3500 Forellen-Laichgruben kartiert. Dies entspricht erneut fast einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Wie in unserem letzten Newsletter angekündigt, wird der diesjährige Kartierungsbericht erstmals als digitale, interaktive Karte angeboten, in welcher die kartierten Gewässerstrecken ganz einfach per Mausklick näher angeschaut werden können. In einem Login-Bereich können die eigenen Kartierungsdaten im Detail eingesehen und heruntergeladen werden. Zusätzlich bauen wir unsere Forellengalerie mit den gesammelten Bildern von Forellen aus verschiedenen Gewässern ein und zeigen dadurch einmal mehr die fantastische biologische Vielfalt der Schweizer Forellen auf. Es gibt also noch viel zu tun, aber wir freuen uns euch hier bereits eine kleine Vorschau geben zu können (Bild).

Bei euch allen bedanken wir uns herzlich für euren grossen Einsatz am Gewässer und dem wichtigen Beitrag den ihr dadurch leistet, um Informationen zur natürlichen Fortpflanzung der Forellen in der Schweiz zu sammeln.

Die Kartierungsberichte der vergangenen Jahre und weitere Informationen zum FIBER Programm «Laichzeit!» findet ihr hier.

Die Königinnen der Schweizer Seen und Flüsse

Schwere Zeiten für wandernde Forellen in der Schweiz

Rund 75 % der einheimischen Fisch- und Krebsarten der Schweizer Gewässer sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht (gem. VBGF, Anh. I). Dies ist eine Folge jahrzehntelanger Veränderungen und Verlusten ihrer Lebensräume infolge der starken Nutzung und Verbauung unserer Gewässer. Neue Herausforderungen ergeben sich durch die Folgen des Klimawandels. Die Wanderformen der heimischen Forellen sind Paradebeispiele der stark bedrohten aquatischen Biodiversität und sind diesen Veränderungen besonders stark ausgesetzt. Aufgrund ihrer Wanderungen zwischen Wander- und Geburtshabitat sind sie gleich von zwei geeigneten Habitaten und dem ungehinderten Wechsel zwischen diesen Lebensräumen abhängig. In der Folge sind Seeforellen und Flussforellen heute als stark gefährdet gelistet, die Marmorataforelle gar vom Aussterben bedroht. Meerforellen sind in der Schweiz gänzlich ausgestorben, seit es auch ihr Verwandter, der Atlantische Lachs, nicht mehr den Rhein hinaufschaffte.

Die Komplexität der Forellen – Das Wichtigste in Kürze

Die Atlantische Forelle (Salmo trutta) ist in der Schweiz mit Abstand die häufigste und auch bekannteste Forellenart. Nebst der Atlantischen kommen hierzulande noch vier weitere einheimische Forellen vor, die getrennten Einzugsgebieten entstammen (mehr dazu in der FIBER Broschüre Forellen in der Schweiz). Oft wird auch von Bachforellen, Seeforellen, Flussforellen oder Meerforellen gesprochen. Dabei handelt es sich allerdings nur um umgangssprachliche Namen für verschiedene Erscheinungsformen, die innerhalb einer selben Forellenart oder gar Population vorkommen. Forellen können also unterschiedliche Lebensweisen annehmen. Dies ist vor allem von der Atlantischen Forelle bekannt, kommt aber auch bei anderen Salmoniden vor, beispielsweise bei der im Tessin heimischen Marmorataforelle (S. marmoratus).

Bei den Lebensweisen unterscheidet man zwischen zwei Hauptstrategien. Einerseits die Sesshaftigkeit und im Gegensatz dazu die verschiedenen Wanderformen. Nach ein bis zwei Jahren im Geburtsbach scheiden sich die Wege der Jungforellen. Einige entscheiden sich dafür, in ein profitableres Habitat abzuwandern. Dies kann ein See sein, aber auch ein grösserer Fluss oder das Meer. Dort können die Forellen dank hochwertigerer Nahrungsressourcen schnell wachsen und später als grosse und somit erfolgreiche Laichtiere ins Geburtsgewässer zurückkehren, vergleichbar mit dem Homing-Verhalten der Lachse. Sie werden erst im Wanderhabitat, also See, Fluss oder Meer, adult und kehren in der Regel nach ein bis drei Sommern zurück. Manche Individuen machen diese Wanderung mehrmals im Leben, andere schaffen es nur einmal. Diejenigen Jungfische hingegen, die nicht abwandern, werden im Geburtsbach adult. Sie verbringen das ganze Leben als Bachforelle im selben Habitat, unter Vorbehalt gelegentlicher Ortswechsel über kurze Distanzen.

Diese gegensätzlichen Lebensformen treten auch innerhalb einer Population auf, sofern die Möglichkeit zum Abwandern und Wiederaufsteigen ins Geburtsgewässer gegeben ist. Eine Seeforelle und eine Bachforelle könnten also Geschwister sein. Die Forellen einzelner Zuflüsse zu einem Wanderhabitat sollten dementsprechend als genetisch getrennte Populationen betrachtet werden, und nicht die Gesamtheit aller Forellen, die das Wanderhabitat vorübergehend gemeinsam nutzen. Dies zu verstehen ist von grosser Wichtigkeit, besonders im Hinblick auf nachhaltige Bewirtschaftungsmassnahmen.

Zeit zu handeln

Das Wissen um die selten gewordenen Wanderformen der Forellen ist gering und für die meisten Schweizer Gewässer stehen noch viele Unbekannte im Raum: Wie viele unterschiedliche Seeforellenpopulationen leben in unseren Seen? Wie sind sie strukturiert? Was genau bedeutet Flussforelle? Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) möchte solche und ähnliche Fragen beantwortet wissen und rasch handeln, um den Schutz und die Förderung der migrierenden Lebensformen der Atlantischen Forelle (Seeforelle und Flussforelle) und der Marmorata gewährleisten zu können. Aktuell werden mit einem grossangelegten Seeforellen-Forschungsprojekt und einem parallelen Projekt zur Flussforelle die für den nachhaltigen Schutz von Wanderforellen erforderlichen wissenschaftlichen Grundlagen erarbeitet. Mittelfristiges Ziel ist ein modernes Management der wandernden Forellen, sowohl in Bezug auf das Fischereimanagement, als auch auf den Schutz der Lebensräume, die für den erfolgreichen Lebenszyklus der wandernden Forellen notwendig sind.

Ein schweizweites Forschungsprojekt

Im Rahmen eines vierjährigen Forschungsprogramms untersucht die Forschungsgruppe Flussfischökologie unter der Leitung von Dr. Jakob Brodersen an der Eawag, dem Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, seit 2020 populationsspezifische Daten zur Seeforelle. Dabei soll für 21 Schweizer Seen in welchen Wanderformen von Forellen vorkommen, die Populationsvielfalt analysiert und dokumentiert werden. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie viele genetisch getrennte Populationen jeweils zusammen in den verschiedenen Seen als sogenannte Metapopulationen koexistieren und welche Zuflüsse zur Fortpflanzung genutzt werden. Dabei soll in einigen Seen-Systemen auch der Einfluss aktueller und ehemaliger Besatzstrategien auf die genetische Vielfalt miteinbezogen werden. Mittels genetischer Methoden können in den Seen gefangene Forellen den jeweiligen Populationen aus den Zuflüssen zugeordnet werden, wodurch unter anderem abgeschätzt werden kann, welche Populationen den grössten Anteil am Gesamtbestand in einem See ausmachen. Weiter wird untersucht, inwiefern sich Individuen einzelner Populationen in ihrer Ökologie (Ernährung, Lebensraum, morphologische Anpassungen, Wachstum) und ihren „Lebensentscheidungen“ (Migration vs. Sesshaftigkeit, Timing von Wanderungen und Reifung) unterscheiden. Für diese Untersuchungen werden unter anderem Wachstumsanalysen aus den Schuppen, Isotopenanalysen aus dem Muskelfleisch, Analysen des Mageninhalts sowie morphologische Analysen eingesetzt. Das Seeforellenprojekt wird vom BAFU unterstützt. Gewisse Kantone beauftragen zusätzliche tiefergehende, gewässerspezifische Analysen.

Fischer und Forscher ziehen am selben Strang

Zur Erhebung der Daten ist das Forschungsteam auch auf Mithilfe aus der Öffentlichkeit angewiesen. Angelfischer und Berufsfischer aus allen Landesteilen stellen den Forschern Karkassen, Schuppen und Innereien gefangener Seeforellen zur Verfügung. Alleine wäre das Forschungsteam niemals in der Lage, so viele Seeforellen zu fangen wie die vereinten Kräfte der Schweizer Fischer/-innen. Zudem werden auf diese Weise die gefangenen Tiere zweifach verwertet, indem sie nebst der Konsumation auch der Wissenschaft dienen.

Fängst du selbst gelegentlich Seeforellen und würdest die Probensammlung gerne unterstützen? Erfahre hier, ob und wie du mithelfen kannst.

Eine zweite sehr wichtige Möglichkeit, um an Proben zu gelangen, bietet sich während der Laichwanderung der Forellen. Das Beproben der in ihre Geburtsgewässer zurückkehrenden Laichtiere liefert den Forschern unabdingbare Informationen zur Beantwortung wichtiger Fragestellungen. Dies wäre mit den in den Seen gefangenen Forellen allein nicht möglich. Beispielsweise sind die populationsspezifischen Grössen- und Altersunterschiede zurückkehrender Seeforellen von grosser Bedeutung für die Formulierung angepasster Fischereivorschriften. In der Laichzeit (ca. Oktober bis Januar) wird deshalb eng mit Kantonalen Fischereibehörden, Pächterschaften und Vereinen zusammengearbeitet. Die Laichfischfänge werden begleitet, um dabei Proben von den gefangenen Laichtieren nehmen zu können. Solche Kooporationen sind nicht nur eine Win-Win Situation für Behörden und Forscher, sondern vermindern auch zusätzliche Belastungen der Forellenpopulationen.

Hunderte Bäche als Referenz

Die Daten von Seeforellen allein genügen jedoch nicht, um die ganze Komplexität der Zusammensetzung sämtlicher Forellenpopulationen in den Seen zu verstehen. Auch kleine Zuflüsse können genetisch einzigartige Populationen beherbergen, woraus einzelne Individuen in die Seen abwandern und zu den jeweiligen Metapopulationen beitragen könnten. Würden nur Hauptzuflüsse beprobt, wäre es demnach nicht möglich, solche Individuen einer spezifischen Population zuordnen zu können. Um möglichst die gesamte genetische Vielfalt zu erfassen, betreibt das Forschungsteam deshalb zusätzlich auch in den kleinsten Zuflüssen der im Projekt untersuchten Seen sogenannte Referenz-Beprobungen. Nebst einer DNA-Probe werden Schuppen zur Altersbestimmung der Fische entnommen. Damit lassen sich Unterschiede zwischen den Wachstumsraten migrierender und sesshafter Forellen vergleichen. Die Referenzbeprobungen geben überdies einen spannenden Einblick in die Populationsdichten und die Verhältnisse zwischen sesshaften und wandernden Individuen, welche sich je nach Bedingungen in den Zuflüssen stark unterscheiden können. Letztlich erlauben die Referenz-Beprobungen auch die sehr interessante Fragestellung, wie bedeutend gerade die kleinen und kleinsten Zuflüsse für den gesamten Forellenbestand in einem See sind. Womöglich wurde die Wichtigkeit dieser Gewässer für ein nachhaltiges Management bislang unterschätzt.

Flussforellen – eine radiotelemetrische Studie in der Aare

Die Ökologie der ebenso stark gefährdeten Flussforelle ist, genau wie diejenige der Seeforelle, bisher nur wenig erforscht. Deshalb wurde das Ökobüro FishConsulting GMBH unter der Leitung von Dr. Armin Peter mit dem Projekt Flussforelle beauftragt. Die Untersuchung in der Aare zwischen Bielersee und Rheinmündung läuft parallel zum Seeforellenprojekt und soll ebenfalls Wissenslücken schliessen. Dabei werden äusserliche Merkmale, die Temperaturpräferenzen, der Bewegungsradius, die Laichgebiete sowie die Bedeutung der Seitengewässer der Aare für die Flussforelle einbezogen. Dutzenden von Forellen werden Radiosender implantiert. Auf diese Weise können ihre Bewegungsmuster in der Aare sowie in den Seitengewässern aufgezeigt und bevorzugte Fliessabschnitte dokumentiert werden. Die Reproduktionsgebiete und die exakte Laichzeit werden ebenfalls analysiert. Die Studie begann im Jahre 2019 und dauert bis Mitte 2022. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die Flussforelle und ihre Lebensräume besser zu schützen und die Anforderungen der Forelle an ihre Umwelt in grossen Flüssen zu verstehen. Das Projekt wird durch das BAFU sowie den Lotteriefonds des Kantons Solothurn unterstützt.

Die Marmorata in den Tessiner Seen: Eine eher einmalige als seltene Besonderheit

Die italienisch-schweizerischen Seen Langensee und Luganersee und deren Zuflüsse beherbergen Restpopulationen der Marmorataforelle, worin auch in die Seen migrierende Individuen vorkommen. Diese marmorierten „Seeforellen“ werden so selten gefangen, dass ihre Existenz beinahe an einen Mythos grenzt. Zu den genannten Problemen für wandernde Forellen kommt hier noch hinzu, dass im selben System die atlantische Forelle mit vergleichbarem Verhalten vorkommt. Ursprünglich war die atlantische Forelle im Tessin nicht heimisch, im Gegensatz zu ihrer nahen Verwandten, der inzwischen im Tessin fast verschwundenen italienischen oder Mittelmeer-Bachforelle (Salmo cenerinus) aus dem Ticino/Po- und Adige-Einzugsgebiet. Nun stellt die atlantische Forelle nicht nur eine Konkurrenz für die vom Aussterben bedrohte Marmorata dar, sondern hybridisiert auch mit ihr. Da die Datenlage so gering ist, wurde diese einzigartige Situation bisher noch kaum erforscht. Der erste Schritt für den Schutz und die Erhaltung dieses prächtigen Fisches ist daher die Beschaffung von Informationen über die Biologie und die Zusammensetzung der Populationen im See und in den Zuflüssen.

Von der Forschung in die Praxis

Die Beschaffung solider wissenschaftlicher Kenntnisse allein reicht nicht aus. Sie müssen letztlich in gezielte und anwendbare Massnahmen zum Schutz und zur Förderung migrierender Forellenarten einfliessen. Insbesondere im Hinblick auf den Schutz und die Wiederherstellung ihrer Lebensräume und die Entwicklung eines modernen und zeitgemäßen Fischereimanagements.

Parallel zur Schliessung von Wissenslücken ist es das übergeordnete Ziel des BAFU, allgemeingültige und konkrete Handlungsempfehlungen entwickeln zu können. Diese werden während der laufenden Forschung sowohl mit den FischereiverwalterInnen als auch mit anderen relevanten Behörden formuliert und diskutiert und auf Basis neuer Erkenntnisse kontinuierlich verbessert. Insbesondere das Fischereimanagement sollte evaluiert und ggf. optimiert werden, um die verschiedenen Populationen bestmöglich, nachhaltig zu Bewirtschaften. Zum Beispiel durch eine möglichst weitgehende Anpassung von Schonzeiten, Schonmassen, Fangbeschränkungen und Besatzstrategien an die biologischen Bedürfnisse der Forellen, sowie mit Hilfe von schonenden aber effektiven Monitoringprogrammen. Mit den gesammelten Informationen können Schutzgebiete von nationaler Bedeutung für wandernde Forellen definiert und die notwendigen Schutz- und Verbesserungsmassnahmen umgesetzt werden. Der Beitrag der kleinen Fließgewässer und ihr Potential für eine Revitalisierung unter Berücksichtigung der Förderung migrierender Forellen wird derzeit wahrscheinlich unterschätzt. Die Publikation eines Leitfadens für Renaturierungsprojekte in kleinen Fliessgewässern soll dieses Manko ausgleichen.

Dass die vielschichtigen Probleme und die Wissenslücken identifiziert wurden und nun mit Hochdruck geforscht wird, gibt neuen Optimismus und lässt Fischer und Forscher zusammenarbeiten. Noch gibt es also Hoffnung für die «Schweizer Lachse» unsere wandernden Forellen.

Weihnachten unter Wasser – 900 Tannen für Thuner Egli

Nach fünf Jahren sind die Arbeiten am «Eglibaumprojekt Thunersee» abgeschlossen. In einer beispielshaften Kooperation zwischen Fischern und Tauchern wurden rund 900 ausgediente Weihnachtsbäume in ausgewählten Zonen des Berner Oberländer Voralpensees versenkt und verankert. Erfolgskontrollen zeigen, dass die eingebrachten Tannenbäume rege und vielfältig genutzt werden. Sie werden von den Egli (Flussbarschen) dankbar als Laichstrukturen angenommen und bilden wertvollen Lebensraum für Kleinfische und Makroinvertebraten.

FIBER News-Artikel

Detaillierte Informationen und weitere Fotos zum «Eglibaumprojekt Thunersee»

Entleerung des Gelmersee im Berner Oberland

Vom 1. November 2021 bis 31. März 2022 wird der Gelmersee durch die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) entleert, um notwendige Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Aus Sicherheitsgründen steht der Stausee im Grimselmassiv während dieser Zeit für die Fischerei nicht zur Verfügung, damit die steilen und schlickigen Ufer, der potentiell gefrorene Restsee sowie die Installationen der KWO während der Entleerung nicht begangen werden. Bis Ende Oktober sollen aber von den Angelfischern noch möglichst viele Fische gefangen werden. Deshalb wurden die fischereilichen Schonbestimmungen und Fangzahlbeschränkungen bis Ende Oktober 2021 aufgehoben. Dank umfangreicher Schutzmassnahmen sollen auch die Auswirkungen der Seeentleerung auf die Hasliaare minimiert werden. So ist unter anderem geplant, das trübstoffbelastete Wasser bereits nach einem 1300 m langen Abschnitt im Kraftwerk Handegg in das Kraftwerksystem einzuleiten. Dieser unvermeidlich belastete Abschnitt wird nach der Bachforellenschonzeit, rechtzeitig vor der Spülung, mehrfach abgefischt und die Bachforellen werden in einen höher gelegenen Abschnitt umgesiedelt. Die Restwasserstrecke unterhalb der Handegg wird dank dieser Massnahme nicht von Trübstoffen beeinflusst, wodurch auch die Reproduktionshabitate der bedrohten Seeforelle nicht tangiert werden.

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Publikationen:

Heutiger Einsatz von Pestiziden belastet die Umwelt in der Schweiz

Pestizide sind in der Schweiz allgegenwärtig, belasten die Umwelt und gefährden die Biodiversität. Gesetzlich verankerte Anforderungen an die Gewässerqualität werden oft und teilweise beinahe anhaltend überschritten, wie ein neues Faktenblatt des Forums Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) zeigt. Die Forschenden haben spezifisch die Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen in der Schweiz analysiert und mögliche Handlungsansätze für Politik und Gesellschaft formuliert.

FIBER News-Artikel

Medienmitteilung SCNAT

Faktenblatt «Pestizide: Auswirkungen auf Umwelt, Biodiversität und Ökosystemleistungen»

Direkte Gesundheitsgefährdung von Fischen durch Pestizide

Gelangen Pestizide ins Gewässer, können sie Makroinvertebraten und Mikroorganismen schädigen und dadurch die Biodiversität und letztlich auch das Nahrungsangebot für viele Fischarten bedrohen. Ob und welche Substanzen auch direkte negative Auswirkungen auf Fische haben können, ist jedoch wenig erforscht. Eine neue Studie von Wissenschaftlern der Eawag und der Universitäten Bern und Koblenz-Landau zeigt nun, dass insbesondere Pyrethroid-Insektizide, gewisse Fungizide und Pestizidmischungen (sog. Pestizid-Cocktails) durchaus gesundheitsgefährdend bis sublethal für Fische sein können. In der Publikation werden die Daten von vier Untersuchungen kleiner bis mittelgrosser Fliessgewässer der Schweiz in einer Liste besonders gefährlicher Stoffe zusammengefasst. Arten mit empfindlichen Entwicklungsstadien und spezifischen Anpassungen sind dabei potentiell am stärksten gefährdet. Es fehlt jedoch noch an allumfassenden Toxizitäts-Daten zu vielen Arten, welche keine typischen Modellorganismen sind.

Zur Publikation (open-access)

Angelpraxis in der Forschung: alternative Hakenform erleichtert das Freilassen von Fischen

Eine neue Studie aus den USA befasste sich mit einer alternativen Hakenform, die das Freilassen von Fischen erleichtern könnte, ohne dafür mehr Fische im Drill zu verlieren. Getestet wurden die Haken mit gekürzter Spitze (Bite-Shortened Hook) zum Fang des gefleckten Umberfisches (Cynoscion nebulosus). Die Spotted seatrout oder auch Speckled trout, wie diese Art in den USA genannt wird, ist dort ein beliebter Sportfisch und wird intensiv befischt. Die Resultate der Studie sind vielversprechend. Die modifizierten Haken liessen sich signifikant schneller lösen oder fielen im Netz von selbst aus dem Maul, ohne dass die Angler weniger Fische anlanden konnten. Im Gegensatz zu den USA ist das Praktizieren von Catch & Release in der Schweiz zwar nur in Ausnahmefällen erlaubt. Dennoch könnten neue Entwicklungen in der Angelpraxis, wie diese verkürzten Hakenspitzen, auch bei uns eine sinnvolle Anwendung finden. Beispielsweise um untermassige Fische möglichst schonend wieder freizulassen. Denn je länger und umständlicher sich das Hakenlösen gestaltet, desto geringer werden die Überlebenschancen eines Fisches.

Zur Publikation

Mehr Forellenwanderungen fördern die Ausbreitung der Proliferativen Nierenerkrankung nicht

Verbauungen mit sogenannten Wanderhindernissen verhindern oft den Aufstieg von einheimischen Fischen in ihre Laich- und Überwinterungsgewässer. Anderseits besteht die Besorgnis, dass durch die Verbesserung der Fischgängigkeit invasive Arten und tödliche Krankheiten durch wandernde Fische in noch freie Gebiete übertragen werden. Bisher fehlten jedoch konkrete Untersuchungen, inwieweit freie Wandermöglichkeiten zur Ausbreitung von Erkrankungen wirklich beitragen. Eine neue Studie gibt nun Entwarnung.

FIBER News-Artikel

Medienmitteilung der Universität Bern

Zur wissenschaftlichen Publikation (PLOS ONE)

FIBER Broschüre „PKD – Die Proliferative Nierenkrankheit“

Klimawandel: Neuer Umgang mit Wasser und Wasserleben in Bedrängnis

Der Klimawandel wird in Zukunft zu einem anderen Umgang mit dem Wasser führen. Dies zeigen die am 16. März 2021 veröffentlichten Ergebnisse des Projektes Hydro-CH2018 «Hydrologische Grundlagen zum Klimawandel». Die Kernaussage «Wasserlebewesen in Bedrängnis» zeigt: der Klimawandel verstärkt die Belastung der Gewässer durch höhere Wassertemperaturen und veränderte Abflüsse. Die biologische Vielfalt in und an den Gewässern wird abnehmen.

FIBER News-Artikel

Synthesebericht «Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweizer Gewässer»

Dokumente und die Medienmitteilung zum Abschluss von Hydro-CH2018

Kernaussage «Wasserlebewesen in Bedrängnis»

Agenda:

Schweizer Tag der Fische, 28. August 2021

Weitere Infos folgen zu gegebener Zeit.

https://sfv-fsp.ch/home/agenda/?load=8334

Delegiertenversammlung SFV 2021 am 11. September 2021

Die 141. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Fischerei-Verbands wurde vom 12. Juni 2021 auf den 11. September 2021 verschoben. Die Delegiertenversammlung wird wiederum gemeinsam mit dem 111er Club durchgeführt. Die Details und das Programm folgen zeitgerecht.

sfv-fsp.ch/home/agenda/

Letzte Änderung: 29.12.2021