Mehr Forellenwanderungen fördern die Ausbreitung der Proliferativen Nierenerkrankung nicht

Verbauungen mit sogenannten Wanderhindernissen verhindern oft den Aufstieg von einheimischen Fischen in ihre Laich- und Überwinterungsgewässer. Anderseits besteht die Besorgnis, dass durch die Verbesserung der Fischgängigkeit invasive Arten und tödliche Krankheiten durch wandernde Fische in noch freie Gebiete übertragen werden. Bisher fehlten jedoch konkrete Untersuchungen, inwieweit freie Wandermöglichkeiten zur Ausbreitung von Erkrankungen wirklich beitragen.

In einer neuen Studie untersuchten Forschende um Heike Schmidt-Posthaus der Universität Bern, welche Auswirkungen die Beseitigung von Wanderhindernissen auf den Transport von Krankheitserregern hat. Als Fallbeispiel dienten Forellen im Ehrenbach, einem Nebenfluss der Wutach. Wie viele Forellengewässer in Europa ist die Wutach von der Krankheit PKD (Proliferative Nierenerkrankung oder Proliferative Kidney Disease) betroffen, eine gefürchtete Erkrankung, die als Mitursache für den Bachforellenrückgang in verschiedenen europäischen Ländern diskutiert wird.

Die Studie zeigt, dass die Wanderung von Bachforellen aus einem PKD-positiven Flussabschnitt in einen PKD-negativen Nebenfluss, hauptsächlich zum Laichen, zu keiner Ausbreitung von PKD innerhalb einer Beobachtungszeit von fünf Jahren geführt hat. «Dies hat wahrscheinlich damit zu tun, dass vor allem adulte Forellen während der Wintermonate in den Nebenfluss einwanderten. Die Erkrankung spielt jedoch bei Jungtieren eine Rolle, Parasitensporen werden insbesondere während der Sommermonate ausgeschieden», erklärt Schmidt-Posthaus.

Für Bachforellen, die beträchtliche Distanzen zurücklegen, um Laichgründe zu erreichen, ist die Verbindung von Flusssystemen unablässig. Darüber hinaus erhöht eine hohe Durchgängigkeit auch die Artenvielfalt und erleichtert die Wanderung auch für kleinere Fischarten und Wirbellose. Dass der Abbau von Wanderhindernissen bei diesen Vorteilen nicht zu einer Ausbreitung von PKD im Untersuchungszeitraum geführt hat, ist also ein gutes Zeichen für die Biodiversität.

Medienmitteilung der Universität Bern

Zur wissenschaftlichen Publikation (PLOS ONE)

FIBER Broschüre „PKD – Die Proliferative Nierenkrankheit“