Der Hecht - Fisch des Jahres 2023 des SFV
Der Hecht wurde dieses Jahr vom Schweizerischen Fischerei-Verband SFV zum Fisch des Jahres gekürt. Der pfeilförmige Jäger steht an der Spitze der Nahrungskette der grossen Voralpenseen und gehört zu den grössten und beliebtesten Zielfischen der Schweizer Fischer. Folglich ist es nicht überraschend, dass Fischereizeitschriften und andere Medien voll sind mit Artikeln und Diskussionen über die besten und effizientesten Köder, um grosse Hechte zu fangen. Die Köderindustrie präsentiert jährlich neue Innovationen, um noch mehr und noch grössere Hechte zu fangen. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es allerdings nur wenige fundierte Untersuchungen dazu, ob die Köderwahl (zum Beispiel Gummifisch oder Blinker) signifikant zum Fangerfolg beiträgt. Eine Studie von Robert Arlinghaus, publiziert im Jahre 2017 im Journal Fisheries Research, hat diese Frage am Kleinen Döllnsee in der Nähe von Berlin untersucht.
Der Hecht ist der Fisch des Jahres des SFV (Bild: Michel Roggo).
Studie zur Fängigkeit von verschiedenen Ködertypen
Die Wissenschaftler haben für die Studie mit erfahrenen Hechtfischern zusammengearbeitet, die den See an 30 ausgewählten Stellen im Mai und September vom Boot aus befischten. Die Tageszeiten, an denen gefischt wurden, wurden den Fischern zufällig zugeteilt, so dass insgesamt der ganze Tag abgedeckt war. Den Fischern standen zwei standardisierte Köder zur Verfügung (siehe Abbildung), und alle 15 Minuten musste der Köder gewechselt werden. Es fischten jeweils zwei Fischer vom selben Boot, so dass zu jeder Zeit beide Ködertypen gefischt wurden. Die Fischer dokumentierten während der Studie die Anzahl Bisse, die Anzahl gefangener Hechte und deren Länge. Ausserdem wurden für alle Fänge verschiedene Umwelt- und Wetterbedingungen aufgezeichnet.
Abbildung aus Arlinghaus et al. (2017): Standardisierte Ködertypen, die für die Studie verwendet wurden. a) Salt Shaker in der Farbe Arkansas Shiner mit einer Länge von 115mm. b) Kupferfarbener Blinker mit einer Länge von 85mm.
Platzwahl und die investierte Zeit sind entscheidend
Die Fischer fingen im Studienzeitraum total 313 Hechte – eine Stichprobengrösse, für die jeder normale Fischer vermutlich Jahre bräuchte um sie zu erreichen. Generell wurden im September mehr Fische gefangen als im Mai. Es zeigte sich, dass Gummifische für deutlich mehr Hechtfänge verantwortlich waren, als die verwendeten Kupferblinker. Auf die Grösse der gefangenen Fische hatte der Köder aber keinen Einfluss. Die Resultate der Studie zeigen aber klar, dass die Jahreszeit und die Stelle an der geangelt wird, wesentlich wichtiger sind als der verwendete Köder. So wurde zum Beispiel im Herbst mehr gefangen als im Frühling, und flache verkrautete Stellen erwiesen sich als besonders fischreich. Bereits eine vorherige Studie am gleichen See hat gezeigt, dass die passenden Wetterbedingungen, die Tageszeit und die Mondphasen ebenfalls entscheidend sind, um möglichst viele Hechte zu fangen. Wassertemperaturen um ca. 15 °C, viel Wind und die Dämmerungszeit stellten sich dabei als besonders fängig heraus.
Interessanterweise nahmen die Fänge über die Zeit ab: Nach zwei Tagen Fischerei wurde an derselben Stelle jeweils deutlich schlechter gefangen als während den ersten Stunden. Der Grund dafür bleibt allerdings unklar. Möglicherweise lernen die Hechte schon in kurzer Zeit, die Köder zu meiden, wechseln die Fresszeiten oder passen sich anderweitig an den Angeldruck an. Auf jeden Fall zeigt dieses Resultat, dass es sich lohnen kann, nach einer gewissen Zeit die Stelle zu wechseln. Wenn man besonders grosse Hechte fangen will, raten die Autoren der Studie allerdings im Freiwasser zu fischen, da Hechte mit zunehmender Grösse dort häufiger nach Nahrung suchen.
Das Fazit der Autoren: Die investierte Zeit, die richtige Platzwahl und die Umwelt- und Wetterbedingungen haben den grössten Einfluss auf die Hechtfänge. Alle anderen untersuchten Aspekte wie die Art des Köders hatten einen weitaus geringeren Effekt auf die Anzahl gefangener Hechte während der Studie.
Literatur:
R. Arlinghaus, J. Alós, T. Pieterek, T. Klefoth, (2017). Determinants of angling catch of northern pike (Esox lucius) as revealed by a controlled whole-lake catch-and-release angling experiment - The role of abiotic and biotic factors, spatial encounters and lure type. Fisheries Research, doi:10.1016/j.fishres.2016.09.009
A. Kuparinen, T. Klefoth, R. Arlinghaus (2010). Abiotic and fishing-related correlates of angling catch rates in pike (Esox lucius). Fisheries Research, doi:10.1016/j.fishres.2010.03.011